Barcelonas Superblocks am Ende?

Autos raus aus den Vierteln, Straßen verwandeln in Lebensraum – mit diesem Plan galt Barcelona weltweit als Vorbild. Jetzt steht diese Vision vor dem Aus

s. SZ vom 15.09.23

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Prachtvoll? Nein. Idyllisch? Schon eher. Auf jeden Fall wirkt sie freundlich und einladend an diesem Morgen, die Calle del Consell de Cent, eine der Querachsen in Barcelonas zentralem Stadtviertel Eixample nordwestlich der Altstadt.
Und vor allem: Es ist auffallend ruhig hier. Von der linken bis zur rechten Häuserzeile verläuft ein einziger breiter Bürgersteig, nur unterbrochen von Sitzbänken und frisch gepflanzten Bäumen. Auf einer Kreuzung liegen organisch gerundete Steinbrocken wie in einem überdimensionalen Zengarten. Noch vor einigen Monaten fuhren hier mehrspurig Autos durch.
„Una maravilla“, schwärmt Daniel Nivel, der den Kiosk an der Ecke von Calle Consell de Cent und Carrer del Bruc betreibt, „ein kleines Wunder“. Jetzt kämen viel mehr Leute vorbei, auch die Älteren aus den Parallelstraßen, weil sie keine Kreuzung mehr überwinden müssen. Eine Gruppe palavernder Senioren nickt zustimmend, ebenso wie ein amerikanischer Einwanderer, der gerade seinen Hund spazieren führt. „Viel besser als vorher!“
Doch die Freude der Anwohner könnte von kurzer Dauer sein. Vor wenigen Tagen hat eine Richterin des 5. Verwaltungsbezirks entschieden: Die Consell de Cent muss zurückgebaut werden, alles wie vorher, inklusive der Autos. „Una locura“, eine Verrücktheit, findet Kioskbetreiber Nivel.
Dabei geht es um viel mehr als diese eine Calle. Sie ist nur ein Bruchteil dessen, was entstehen sollte: ein urbaner Archipel aus Stadtinseln, Superilles auf Katalanisch, im Deutschen und Englischen weniger charmant als „Superblocks“ adaptiert.
21 Straßen allein in Eixample, dessen schachbrettartig angeordnete Häuserblocks sich vom Bahnhof Sants in nordöstlicher Richtung bis über die Sagrada Familia hinaus erstrecken, wollte die einstige Bürgermeisterin Ada Colau in menschengerechteren Lebensraum verwandeln. Der Plan sah vor, Fahrzeuge auf größere Verkehrsachsen zu konzentrieren und nicht mehr eintauchen zu lassen in das Geflecht der je etwa neun Blocks großen Stadtinseln. Darin sollten sich Bürger abgas- und unfallfrei bewegen können.
Weltweit wurde das Konzept diskutiert, oft bewundert, teils kopiert. In Wien heißen die Superilles Supergrätzl, in Berlin Kiezblocks. Doch ausgerechnet in der einstigen Vordenkerstadt Barcelona zerplatzt der Traum gerade wie eine Seifenblase. Das liegt keineswegs nur an dem jüngsten Gerichtsurteil – das kann und wird wohl angefochten werden. Doch mit Ada Colaus Abtreten nach den Regionalwahlen vom 28. Mai hat das Projekt die wichtigste Fürstreiterin verloren.
Adas Nachfolger, Jaume Collboni, der mit einem Stimmenanteil von weniger als 20 Prozent als Kompromisskandidat ins Amt stolperte, hatte die Superilles schon zu Colaus Zeiten kritisiert. Er will nun auf den Umbau weiterer Straßen verzichten und lieber Innenhöfe begrünen.
Und dann gibt es da noch den mächtigen örtlichen Einzelhandelsverband Barcelona Oberta. Dessen Chef Gabriel Jené Llabrés wettert seit Jahren gegen die Superilles. Sein Verband hatte auch die Klage angestrengt, die nun entschieden wurde. In Jenés Rechnung sind Autos gleich Kunden. Dass ein Kaufhaus mit eigenen Parkplätzen von den Superilles nicht betroffen wäre, unterschlägt er geflissentlich.
In dieser Gemengelage wird der Aufschrei von Bürgern und Bürgerinitiativen wie „Eixample Respira“ (Eixample atmet) nicht helfen. Der war zwar nach dem Gerichtsurteil so laut, dass sogar der Einzelhandelssprecher am nächsten Tag zu beschwichtigen versuchte: Auf den Rückbau der Calle del Consell de Cent werde man nicht bestehen. Aber weitere Fußgängerzonen? Auf keinen Fall. Dabei sind Betroffene wie der Kioskbetreiber Nivel überzeugt, dass viel mehr Menschen vorbeikommen, seit seine Calle autofrei ist. Auch Touristen, und diese brächten doch gutes Geld. Ja, der Buchhändler habe sich beklagt, der hatte wohl Kunden, die mit dem Auto kamen. „Aber die Dinge ändern sich eben“, sagt Nivel.
Manches scheint sich jedoch nicht zu ändern, so auch Spaniens Faible fürs Auto. Das heißt: fürs Autofahren, denn die Zuneigung gilt weniger dem Fahrzeug an sich, Autowaschen am Sonntag ist keine mediterrane Freizeitbeschäftigung. Aber die Vorstellung, nicht jede Stelle ihrer schönen Halbinsel mit dem coche anfahren zu können, ist vielen Spaniern doch fremd. Deshalb müssen sich Fußgänger in der Unesco-geschützten Altstadt von Úbeda genauso dicht an die Hauswand drücken wie im malerischen Bergdorf Grazalema, wenn ein Auto durch die Gasse kommt.
Wo die Prioritäten in Barcelona liegen, machte unterdessen auch die neue Vizebürgermeisterin klar: Für die Stadtplanung müsse man Formeln finden, „ohne das Auto anzutasten“, sagt sie.
Auch in Valencia, wo im vergangenen März ein erster von den Superilles inspirierter Häuserblock eingeweiht wurde – hier als Supermanzana bezeichnet –, sind die Pläne zum Stillstand gekommen. 200 000 Quadratmeter sollten dort verkehrsberuhigt werden. Mit den Wahlen vom 28. Mai ist das Bürgermeisteramt nun in die Hände der konservativen María José Catalá gefallen, und die neue Chefin hat eine schlichte Begründung für den Stopp: „No me gusta“, die Sache gefällt ihr schlicht nicht. Die bereits umgestaltete Pilotstraße komme ihr vor wie eine stinknormale plaza, mit angemaltem Boden.
Dass es bei den Superilles um weit mehr geht, oder ging, als um angemalte Fußgängerzonen, bescheinigt sogar die Weltgesundheitsorganisation WHO. Ihr zufolge stärkt das Superblocks-Konzept das Wohlbefinden und beugt Krankheiten vor. Eine statistische Analyse habe sogar gezeigt, dass allein die ersten Umbauten in Barcelona 700 Menschenleben verlängert hätten. Aber solche Argumente zählen nicht, wenn der Einzelhandelsverband attackiert und bombastische Umsatzverluste prophezeit, für den Fall, dass Autos nicht mehr durch jede Straße strömen.
„Was können wir von Barcelona lernen?“, titelte die New York Times im Jahr 2016, als die visionären Pläne aus Katalonien publik wurden, und skizzierte, wie sich Superblocks auf Manhattan übertragen ließen. Die Antwort auf die Frage lautet nun: eher wenig.
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Fluter Magazin Thema Stadt

Das Magazin FLUTER ist wohl bekannt als ein sozial-kritisches und nachdankenswertes Magazin der Bundeszentrale für politischen Bildung. Nicht altbacken. Spannende Themen die in Themenheften modern, frisch, kritisch, zeitgemäß erarbeitet werden.

Hier ein Link auf das Thema "Wohnen" und diesbezügliche Webseite. Unbedingt lesens- und zum durchforsten geeignet.

https://fluter.de/wohnen

Schwerpunktsetzung

Jetzt ist es doch geschehen.
Der Freistaat Bayern hat eines seiner Filetgrundstücke mitten in Bester Lage von München an Apple verkauft. So der SZ von morgen 02.02.23 zu entnehmen.

Warum werden wieder nur und ausschliesslich wirtschaftliche Interessen vertreten, Kultur aber zurückgestellt?
Wohnungsbau versprochen (O-Ton Söder: „Wir werden als Staat versuchen, jedes geeignete Grundstück zum Bauen freizumachen“). Aber wieder keine Chance genutzt? Warum? Warum?

In unserer Siedlung treiben zudem all die dann hier angeworbenen oder übergesiedelten excellent ausgebildeten und bestens verdienenden Ingenieure und Manager die Preise hoch und höher.

Für eine US Westcoast Company wie Apple sind unsere enormen Preise hier ja leider immer noch ein Schnäppchen. Und dann sind wie bei uns €3000.- Miete für ein altes aber nett gelegenes Reihenhäuschen in Englschalking No Problem, eher sogar ein Schnäppchen weil in Los Angeles ein 1.Zi. Apartment schon so viel kostet, und die einheimischen Mieter gucken in die Röhre, weil deren Vermieter ja genau wissen was so um die Ecke abgeht.
Und dann kicken am Weekend die Dads mit Ihren Kids in ihrer coolen Community und grillen mit ihren neuen gleichgesinnten Buddys.

Sorry. Aber so isses! Was wird eigentlich im Kopf der Verantwortlichen gedacht?
In unserer Zeit.

Sozial- und Kulturbauten, am besten in Kombi mit Wohnen, Wohngruppen, Studentenwohnheim, günstigen Appartements für Lehrkräfte, oder, oder……..An Ideen mangelt es uns Architekten sicherlich nicht.

Im übrigen ist es eine Schande dass ein öffentliches Grundstück sowieso unwiderruflich an einen privaten Käufer veräußert wird. Money sucks!
Versuchen Sie mal als eine Initiative z.B. für ein Altenwohnheim dem Kommunalreferat oder dem Freistatt ein Grundstück abzukaufen…NO No Chance. Seit Jahren.

Es ist auch bemerkenswert im Artikel zu lesen, dass ein schon eingereichter Antrag auf Vorbescheid offenbar schon genehmigt wurde. Wenn das mit…..sie wissen schon.
GFZ von weit über 5,0!!! 28.000 qm GF bei 7.000 qm Grund.

Wenigstens gibt es jetzt beim Verkaufspreis von €250 Mio. keine Ausrede mehr das Neue Konzerthaus am Ostbahnhof weiter zu verzögern, oder ….oder….oder…..Gutes zu Tun.

Gehen in München

Das Münchner Mobilitätsreferats hat mitgeteilt, dass "das Gehen eine bislang unterschätzte Verkehrsart" sei!
Das finde ich spannend. Ein Artikel der SZ vom 12.12.22 greift dieses Thema auf.

Man fragt sich ja bereits wie das sein kann. Aber bei näherer Betrachtung wird einem schon bewußt, dass das Gehen per pedes nicht mehr der Normalfall ist. Ein amerikanischer Gast in einer Talk Show teilte in Berlin mit, wie verwundert er sei, hier (in Deutschland) "so viele Menschen zu Fuß zu sehen". In den USA "ginge man die 500m zum Geschäft mit dem Auto".

Ich vermute auch bei uns gibt es diesen Trend, obgleich unsere Städte gänzlich anders strukturiert sind. Gott sei Dank.

Dennoch: Gehen ist eine offensichtlich vernachlässigte Art der Fortbewegung. Immer schneller, hektischer, ohne Pause müssen wir ans Ziel kommen.
Gehen ist für mich aber mehr als nur ergänzend zum Einkaufen, zur Arbeit zu gehen auch sich dabei körperlich zu betätigen. Gehen ist doch auch eine andere Perspektive einzunehmen. Eine andere Proportion wahrzunehmen. Die schönsten Beispiele hierfür finden wir doch in Amsterdam. Eine Stadt die per se nicht fürs Auto gebaut wurde. Wir bewundern die menschlichen Proportionen der Häuser, Fenster, Türen.
Wir fühlen uns wohl!

Gehen ist auch stehenbleiben, ruhen, schauen, verweilen, vielleicht auch tratschen, gucken….
Gehen bedeutet auch Flanieren, Spazierengehen. Sich begegnen. Bank. Park. Grünzug. Baum. Begleitgrün. Humanismus. Bewusstsein.

Residenzparkplatz mal weitergedacht

Da hat sich der Designer und Künstler Michael Ehlers was tolles einfallen lassen.

Einfach mal drüber nachdenken wie der riesig große Platz vor der Würzburger Residenz ganz ohne Autos und nicht als Parkplatz genutzt aussehen und wirken könnte. Hierzu auch heute am 14.10.2022 ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung.

https://artdesign.ehlers-media.com

Jetzt bin ich ja selber Würzburger und kenne diesen Platz seit 55 Jahren. Die schönste und größte barocke Anlage die man sich nur vorstellen kann mit einem unglaublichen Treppenhaus, mit unglaublichen Deckenfresken, mit schönster Gartenarchitektur eingefasst von der barocken Stadtmauer. Aber mit einem trostlosen riesig großen Parkplatz vor der Tür. Man stelle sich das mal direkt vor Versailles oder Chartres vor. Undenkbar. Aber in Würzburg schon immer Realität.

Die Idee von Herrn Ehlers ist natürlich zeitgemäß und greift Themen wie Superblocks und andere gewitzt auf.
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Flächenbedarf KFZ im Vergleich

München: Auf 1,6 Millionen Münchner kommen 851 600 gemeldete Kraftfahrzeuge.
Dies entspricht bei einer ruhenden Parkfläche (Garage,Stellplatz,etc.) beinahe 11 Millionen Quadratmeter. Bedenkt man die Flächen vor Garagen, Zufahrten usw. dabei, ist das Ergebnis zu doppeln, mithin also 22 Millionen Quadratmeter.

Bei einer durchschnittlichen Wohnungsgrösse von 75qm entspräche diese vom ruhenden KFZ benötigten Fläche NUR in München beinahe 300.000 !!! Wohnungen.

superblocks

Auf ARTE gibt es aktuell einen ganz tollen Beitrag zur Mobilitätswende in den Städten an den Beispielen Barcelona, Berlin, Kopenhagen und Paris.
LINK

Es ist so schön, wenn Kinder sicher auf der Straße spielen können, wenn der öffentliche Raum wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Selbstverständlich.

Mir stellen sich jedoch auch organisatorische Fragen die in diesem Beitrag und den vielen anderen vor lauter Euphorie zumeist nicht angesprochen werden:

Wenn Straßen gesperrt, mit Pollern verschränkt, mit Bäumen bepflanzt sind, wie kommt die bestellte Waschmaschine zu Kir in den 4.Stock?
Wie kann ich mit meinem eigenen in der stadtviertelgarage geparkten Auto auch mal schwerere Einkaufe zu mir nach Hause bringen?

Gibt es Stadtteilgaragen?
Ist Mobilitätswende automatisch auch die Verzichtswende auf ein eigenes Gefährt?

Wie funktioniert das mit der Müllentsorgung? Wie kommt das Müllauto zu mir?

Im besten Falle habe ich natürlich ein Lastenrad. Jetzt denken wir mal an Barcelona oder an Berlin oder an Schwabing: wo stelle ich das Rad gesichert ab? Wenn in einem Mietshaus fünf von zehn Parteien ein Lasten und Elektrofahrrad besitzen, wohin damit?
Das müßte ja sicher absperrbar so nah wie möglich bei mir sein.

Oder gibt es ein temporäres Einfahrtsrecht in die verkehrsberuhigte Zone? Ich denke jedoch nicht da dieses Recht ansonsten sofort wieder ausgehöhlt würde.

einfache Mittel

Mit wenig Aufwand eine einladende Geste zum Verweilen erzeugen
Nicht nur O2 Spender, CO2 Vernichter, sondern auch schön und lebenswert

gesehen in Gent

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Im Park wird...

Im Park wird…..


Verweilt
getratscht
getroffen
gespielt
geschaut
in die Wolken gekuckt
Gemeinschaftssport betrieben
Hunde ausgeführt
in der Sonne gesessen
Gepicknickt
auf der Wiese gelegen
Fahrrad gefahren
Gegrillt
Kinderwagen rumgefahren
Schulsport gemacht
Kindergartenausflüge betrieben,
Bäume umarmt
geslacklinet
Eichhörnchen bewundert
Vögeln zugehört
Auf dem See gepaddelt
Natur bewundert
Geträumt
Blätter die sich im Wind bewegen hinterhergesehen
gelangweilt
Sonnenstrahlen gespürt
Freunde getroffen
abgeschaltet

Freiham München Stadtplanung

Nachdem seit einigen Jahren im neuen Stadtteil Freiham nunmehr zum 1. Realisierungsabschnitt gebaut wird, bin ich dort mal wieder vorbeigefahren um mir von der künftigen Dichte ein Bild zu machen.

Kurzum: von der bereits sichtbaren Architektur bin ich beinahe geschockt.
An der Grete Weil Strasse entstand ein Gebäude welches mit Schenkellängen von 126m beziehungsweise 102 m als nicht gerade klein zu betrachten ist, aber eine Anmutung hat, die zeitgenössische urbane menschengerechte Architektur Hohn spottet.

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Selbstverständlich finden sich auf der Webseite der Landeshauptstadt München zu diesem neuen Stadtteil viele blumige und facettenreiche Beschreibungen was man nicht alles berücksichtigt und erwogen hat. Alleinig die gigantisch überdimensionierte Hauptstraße die entlang dieser Blockrandbebauung führt ,misst in der Breite überschlägig fast 50 m.

Möge man mit dieser Art der Architektur nicht ganz an die Qualitäten eines Ricardo Bofills im Paris der 80er Jahre herankommen, so wird man zumindest hieran erinnert dass m.E. jeglicher Maßstab fehlt.

Wenn dann also mal wieder irgendwo anders in einer Bauleitplanung z.B. in SEM Nordost eine römische Ziffer IIX (8 Geschosse) in einem Grundriss erscheint, so sollten wir gewarnt sein. Warum klingt mir auch in den Ohren, dass unsere Stadtbaudirektorin immer wieder versichert, aus dem Bauvorhaben Riem gelernt zu haben?

World Cities Report 2020: The Value of Sustainable Urbanization

Wer Interesse hat an der weltweiten Entwicklung von Städten, sei der aktuelle UN Bericht 2022 hierzu empfohlen.

https://unhabitat.org/World%20Cities%20Report%202020


Über die Entwicklung der Städte hat Greg Woolf ein wunderbares Buch geschrieben: "Metropolis. Aufstieg und Niedergang antiker Städte". Eine Rezension im Deutschlandfunk finden Sie hier.

Bauen der Zukunft

Die Bauingenieurin Lamas Messari Becker berät die Bundesregierung in Zukunftsfragen. In einem SZ Interview vom 23.04.2022 fordert Sie, dass "das Bauen der Zukunft materialsparsam, energieeffizient und kreislauffähig werden muss".

Dies sind sicherlich sehr ehrenwerte Vorstellungen und auch zwingend zu verfolgen, doch sind Gedanken zur s.g. Kreislaufwirtschaft, der Wiederverwertung von Materialien, dem Wiedereinbringen in ein neues Gebäude nur sehr langfristig erzielbar, da Sie jahrzehntelangen eingewöhnten Vorgehensweisen bei Bauherren und Bauwirtschaft entgegenstehen.

Kreislaufwirtschaft meint ja, dass ein Bauteil komplett und ohne großen Aufwand auseinandernehmbar sein muss, wie beim Handy und beim Auto. Möglichst zu 100%.

Beispiele:

1. Aussenwand aus Ziegel, WDVS, Putz:
Ziegel und Mörtel sind zu trennen, WDVS ist am Ziegel vollflächig verklebt und verdübelt, WDVS besteht aus mehreren Schichten incl. Gewebe, Putz haftet am Ziegel. WDVS untereinander dürfte wohl Sondermüll werden. Ziegel und Putz ist aufwändig trennbar. Das Abnehmen WDVS von Ziegelwand nur händisch machbar.

2. Innenwand Leichtbau Gipskarton und Metallständerwand:
Leichbauplatten sind verspachtelt, ggf. mit Glasfasertapete tapeziert, mit Anstrichen versehen. GK Platten sind verschraubt. Ständerwerk aus Metall ist untereinander und an den Decken verbolzt-geschossen. Ein Rückbau ohne Zerstörung ist nicht möglich. Die Trennung Gips zu Metall möglich aber aufwändig.
3. Duschwanne, Abdichtung, Fliesen, Fliesenkleber, Fugendichtstoffe, Folien, Silikon, PVC Rohre, …..
4. Geschossdecken, Abdichtungen, Folien, Estriche, Wärmedämmungen, Trittschalldämmungen, Klebstoffe, Bodenbeläge und Klebstoffe, Estrichheizrohre, Klettverbinder, …. Alles miteinander vergossen und verpappt.
Und, und, und…..

Unsere Art zu bauen wurde und wird immer komplexer, durchsetzte sich mit immer mehr Hochleistungsbaumaterialien, Verbundstoffen u.a. Zahllose Klebeverbindungen in allen Gewerken wurden entwickelt.


Wieviel Aufwand wäre als Lohnarbeit notwendig um diese Arbeiten der Demontagen und Sortierung zu vollziehen?
Wenn dies bereits beim erstmaligem errichten eingepreist sein müßte, was käme dann für ein Mehrpreis pro qm heraus?

Es würden sich dann logistisch die Rückbau- und Abbruchfirmen sicherlich spezialisieren und preiswertere Verfahren ggf. Maschinen entwickeln. Dennoch ist dies einzupreisen und als Benefit beim Kunden anzupreisen.

Würde dies angenommen werden? Die meisten Bauherren kümmern sich doch weder privat noch gewerblich um einen Kreislaufgedanken wenn der Zeithorizont des zu erwartbaren Rückbaus ein ganzes Leben (privat) oder 30 jähre (gewerblich) beträgt.

Wenn also neue Bausysteme zu erfinden wären um die gesamte Produktionskette neu aufzustellen sind auch neue Normierungen und Zulassungen erforderlich. In Deutschland mit tausenden !!! von Einzelnormen die uns Architekten haarklein vorgeben z.B. welcher Kleber einer Abdichtung mit welchem Material verbaut werden darf, würden sich neue Hersteller- und Produktionsprozesse mit Zulassungs- und Normierungszeiten, wohl in etlichen Jahren bemessen. Forschungs- und Erprobungszeiten sind hinzuzurechnen. Und dann sind sämtliche Verarbeiter- Handwerker, Logistikabläufe auch noch neu einzustudieren.

D.h. wir hätten die zukunftsgläubige Baustoffentwicklung der vergangenen 30-40 Jahre komplett umzudrehen.

Um am 1. Beispiel zu bleiben. Wie verbinde ich eine Wärmedämmung so mit einer Aussenwand, dass diese leicht demontierbar sein würde? Oder welches Gerät (eine Art Rasierer?) ist zu entwickeln um diese Arbeit effizient zu erledigen? Wie zerlegen ich Polystyrolwärmedämmung


Ein Wahnsinnsaufwand. Man kann da nur klein anfangen. Immerhin.

Frau Messari Becker führt in o.g. Interview aus, dass "China zwischen 2011 und 2013 so viel Zement verbraucht hat wie die USA im ganzen 20. Jahrhundert". Das ist schier unvorstellbar und beeindruckend. Insoweit ist es dann sicherlich wünschenswert wenn Deutschland hierbei eine Vorreiterrolle spielt (-;







Bundesbauministerin will 400.000 Wohnungen pro jahr errichten

Ungeachtet der unrealistischen Aussage unserer Bundesbauministerin pro Jahr 400.000 neue Wohnungen errichten zu wollen, ist die Aussage hiervon 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu realisieren und dies nur mit vom Finanzminister eingeplanten 14,5 Milliarden € bis 2026 (für 4 Jahre) finanzieren zu wollen, eine mehr als unrealistische Aussage und damit verbundene Hoffnung. Zeugt dies eher von Realitätsverlust. Oder rechnet man in Berlin anders?

Rechnung:
100.000 Wohnungen a` bundesdurchschnittliche 75qm pro Wohnung x €2500/qm Wohnfläche ergibt 18,5 Milliarden Euro pro Jahr!
Fehlen also ca. 15,0 Milliarden € pro Jahr. Und dabei sind die Baukosten mit 2.500€/qm m.E. noch momentan eher niedrig angesetzt.


https://www.bmwsb.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/Webs/BMWSB/DE/2022/03/baulandumfrage.html

Architekten & Bauschaffende helfen Gegen den Krieg in der Ukraine


Architekten & Bauschaffende helfen

LINK zum KAP Forum
Gegen den Krieg in der Ukraine


KAP_Ukraine

Stadtentwicklung national

Die Leipzig-Charta: Basis für integrierte Stadtentwicklung

Die „Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“ (2007) und ihre Fortschreibung als „Neue Leipzig-Charta“ (2020) sind die Leitdokumente für die Nationale Stadtentwicklungspolitik. Sie schaffen Grundlagen für eine zeitgemäße Stadtpolitik in Deutschland und in ganz Europa.

Charta hier

München Nordost auf`s Neue - SZ Artikel vom 28.12.21

Kaum dass ich in meinem Blog vom 12.12.21 auf die unabdingbare Notwendigkeit und Bedeutung der S-Bahn Tunnelung gesprochen habe, berichtet heute die SZ Link davon, dass das Planungsreferat offenbar diese Anforderung nun gänzlich anders bewertet. " Eine Tunnelung der S-Bahn scheint nun für die Individualverkehrsanbindung nicht mehr notwendig zu sein".
What the F……????????

Ich beziehe mich ausschliesslich auf den SZ Artikel.
Kann das Planungsreferat tatsächlich davon ausgehen, dass Planungsgebiet von der A94 (Riemer Autobahn) und vom Föhringer Ring bzw. Schnellstrasse nach Ismaning erschliessen zu wollen? Wenn im gerade fertiggestellten, ebenfalls autoarmen Prinz-Eugen-Park in Oberföhring mit 4500 Bewohnern mehr als 4000 Fahrten pro Tag - trotz Straßenbahn-Anbindung und Mobilitätskonzept anfallen, dann sollte für die SEM Nordost in der kleinsten Variante mit 10.000 Einwohnern zzgl. Arbeitsplätzen mit ca. 10.000 Fahrten zzgl. Bus, Lieferverkehr, Krankenwagen etc. gerechnet werden. Und diese Menge soll die Anbindung zur Autobahn und nach Norden zusätzlich aufnehmen? Über die Rennbahnstrasse? Wo gibt es diese Drogen zu kaufen dass diese Zahlen in der Stadtplanung nicht als Irrsinn abgetan werden müßten.

Meint man wirklich mit dieser Taktik Boden gut zu machen? Wie in meinem Blog vom 12.12.21 gefordert, müßte eine nicht realisierbare Tieferlegung der S-Bahn und dadurch die Unmöglichkeit der innerstädtischen direkten Anbindung als K.O. Kriterium gewertet werden.

Ungeachtet dessen scheint das Planungsreferat auf die Weiterführung der U4 vom Arabellapark und eine Straßenbahnanbindung nach Oberföhring zu setzen. Selbst diese beiden Projekte müssten erst mal beschlossen, geschweige denn geplant und umgesetzt werden um selbst für die minimale Ausführung mit 10.000 Einwohnern eine minimale innerstädtische Anbindung zu realisieren. Umsetzung möglich nicht vor ??? 2030??? 2035???

Der Wahnsinn geht also weiter!

München Nordost

Stadtplanung München Nordost
Offensichtlich sind die Würfel bei der Stadtplanung gefallen. Man möchte der Vollversammlung des Stadtrates die Lösung mit 30.000 Einwohnern und 10.000 Arbeitsplätzen nach Planungsidee vorschlagen, so zumindest lautet die Pressemitteilung der LHM nach dem s.g. digitalen Bürgerdialog vom 08.12.21.

Siehe hierzu Link zur Webseite der LHM: SEM NORDOST

Nicht 10.000, nicht 15- oder 20.000, nein, die offenbar trotz aller vollmundigen anderslautenden Verlautbarungen der vergangenen Jahre kolportierte Maximalversion nun von Anfang an!

Auf die Widersprüche habe ich bereits hingewiesen gehabt
- "urbane Dichte" schaffen aber "kein zweites Haidhausen oder Schwabing"
Wie dieser Widerspruch in sich funktioniere soll bleibt uns Bürgern die Stadt schuldig. Siehe hier Blog vom 03.06.21
Link zur offiziellen Dichte unserer Stadtteile: DICHTE LHM

Nach SZ Bericht vom 09.11.21 scheint man optimistisch die bauliche Umsetzung bereits in den frühen 30er Jahren beginnen zu wollen, obgleich die notwendige ÖPNV Anbindung bekanntermaßen noch nicht einmal zu diesem Zeitpunkt funktionieren könnte, da eine notwendige Untertunnelung der S8-Bahn Strecke noch nicht einmal geklärt geschweige denn bei allen notwendigen zeitlichen Vorläufen finanzierungsfähig ist. s. Blog weiter unten: Die DB Regio spricht ja selbst von einer Umsetzung "nicht vor 2038"! Im Bundesverkehrswegeplan ist dies m.E. nicht eingetaktet. Und ohne bayerischen Verkehrsminister dürfte die Angelegenheit nicht leichter werden (-;

Wenn man die aktuelle Projektseite der DB AG für den 4-gleisigen Ausbau betrachtet, (https://www.daglfing-johanneskirchen.de/home.html) wird dort nach der DB eigenen stattgefunden Variantenuntersuchung (oberirdisch, Trog, Tunnel) klar die Entscheidung auf Variante 1 oberirdisch gelegt.

Städtebaulich m.E. ein KO Kriterium für de gesamte Planung Nordost. Wie kann dann ein Stadtvertreter von frühen 3oer Jahren reden? SEM Nordost müßte demnach auf Eis liegen weil keine Anbindung mit U_Bahn, Strassenbahn, BUS hierdurch möglich wird.

Die Tieferlegung in einen Tunnel setzt nicht nur endlich eine Vereinbarung der Stadt mit der DB voraus sondern ist die Grundvoraussetzung um Überhaupt ins Planungsgebiet zu gelangen. Alles andere ist eine Farce. Sicherlich, der Maximalausbau wird Jahrzehnte benötigen und nicht sofort verfügbar sein. Nur wie kommen Krankenwägen für auch nur Anfangs 5000 oder 10.000 Menschen ins nächste Krankenhaus? Alle durch die eine vorhandene Unterführung?

Überhaupt Krankenhaus: In meinen Gedanken zu den Stadtteilbedürfnissen (s. Blogs aus 06-21) habe ich dies ganz vergessen. 30.000 Menschen und 10.000 AP !!! Man stelle sich den Bedarf an ärztlicher Versorgung vor. Zum Beispiel: Erding mit 37.000 Einwohnern hat ein eigenes Klinikum mit 330 Betten. Das nächstgelegene Krankenhaus Bogenhausen hat 1000 Betten und soll das dann alles mitversorgen?

Als Architekt habe ich ich getreu unserer Leistungsphasen immer daran gehalten: Erst denken, abstimmen, dann plane und dann bauen. Geht ja eigentlich nicht anders. Wenn aber notwendige Bedürfnisse wie ÖPNV, Klinikversorgung u.a. in unserer Bürokratie bereits jahrzehntelange vorbereitende Planung und Festlegung benötigen, und genau diese für SEM Nordost noch nicht mal ansatzweise eingetütet ist, dann ist alles städtische Gerede reines Marketinggeschwätz.

Link auf PUSH Grundrecht auf Wohnen

Diesen Film habe ich bereits 2019 in München auf dem DOK-Filmfest gesehen und möchte diesen gerne und dringend als Lektüre zum Geschehen auf dem globalen Mietmarkt empfehlen.


PUSH - Für das Grundrecht auf Wohnen
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Überall auf der Welt schnellen die Mietpreise in den Städten in die Höhe. Die Einkommen tun das nicht. Langzeitmieter werden aus ihren Wohnungen herausgedrängt. Selbst Krankenpflegende, Polizisten und Feuerwehrleute können es sich nicht mehr leisten in den Städten zu leben, für deren Grundversorgung sie notwendig sind. PUSH wirft ein Licht auf eine neue Art des anonymen Hausbesitzers, auf unsere immer weniger bewohnbaren Städte und eine eskalierende Krise, die uns alle betrifft. Das ist keine Gentrifizierung mehr: Wohnungen sind Kapital und Orte, um Geld anzulegen.

Der Film folgt Leilani Farha, der UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Wohnen, wie sie die Welt bereist, um herauszufinden, wer aus der Stadt gepusht wird und warum. „Ich glaube es gibt einen riesen Unterschied zwischen Wohnen als Handelsware und Gold als Handelsware. Gold ist kein Menschenrecht, Wohnen schon“, sagt Leilani.

PUSH, der neue Dokumentarfilm vom vielfach ausgezeichneten Regisseur Fredrik Gertten (Bananas!* / Bikes vs Cars), untersucht, warum wir es uns nicht mehr leisten können, in unseren Städten zu wohnen. Eine Unterkunft ist ein fundamentales Menschenrecht, eine Voraussetzung für ein sicheres und gutes Leben. Aber in Städten weltweit werden die Chancen auf bezahlbare Wohnungen immer schwieriger. Wer sind die Akteure und was sind die Faktoren, die Wohnraum zu einem der größten Probleme der heutigen Zeit machen?
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Text copyright Webseite des Verleihers MindJazz Pictures.

https://mindjazz-pictures.de/filme/push-fuer-das-grundrecht-auf-wohnen/

PUSH: ein fesselnder neuer Film darüber, wie das globale Finanzsystem die Mietkrise befeuert und Städte unbewohnbar macht.
The Guardian

Wenige Themen bewegen aktuell so viele Menschen so sehr wie die steigenden Mietpreise, Verdrängung aus Innenstädten, Mietwucher. Genau im richtigen Moment kommt daher „Push - Für das Grundrecht auf Wohnen“ ins Kino, in dem der schwedische Regisseur Fredrik Gertten viele Facetten des Themas umkreist. (Gerttens) Film ist ein Aufruf, sich zu engagieren und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Wenn da am Ende von „Push - Für das Grundrecht auf Wohnen“ Vertreter unterschiedlichster Städte zusammensitzen und erkennen, dass sich ihre jeweiligen Probleme vielleicht unterscheiden, sie jedoch dennoch Teil eines großen Ganzen sind, dann bringt das Aussage und Ideologie des Films auf den Punkt.
programmkino.de

Der Film ist fantastisch. Er zeigt, in was für einem Konflikt wir aktuell leben, wo Wohnen als Handelsgut gesehen wird.
Maria Lúcia de Pontes, Anwältin, Strafverteidigerin und Aktivistin

Konsumort Transformation

Wenn, wie bereits im Artikel vom 21.06.21 dargelegt, die Stadt nicht mehr reiner Konsumort sein wird und nicht mehr sein kann, was dann mit den "Konsumtempeln"? Dem Einkaufshaus? Ursprünglich angedacht und am Anfang des 20. Jahrhunderts in der Mitte der Städte errichtet, war dies ein Ort an dem Alles zu erwerben gedacht war.

Hat man sich noch als kleines Kind mit seinen Eltern abendlich am Wochenende zum Schaufensterbummel in die Innenstadt verdrückt, um dann noch vielleicht ein Eis zu schlecken, so hat dieses Geschäftsmodell mittlerweile fast ausgedient. Sowohl die Anzahl von Einzelhandelshäusern als auch deren Gesamtumsatz ist in den vergangenen 20 Jahren erheblich geschrumpft und hat sich beinahe halbiert. (s. Bericht PwC).

Nun wird allenthalben über eine sogenannte Nachnutzung dieser Innenstadtimmobilien nachgedacht, zumindest bei den Häusern die zwischenzeitlich leer stehen. s. hier zuletzt Karstadt-Kaufhof Häuser.

Leider handelt es sich bei diesen Häusern um Spezialimmobilien die nicht ohne weiteres einerr anderen Nutzung zuzuführen sind. Haben die Häuser doch zumeist keine Fassade mit Fenstern, sind enorm tief, haben eine unzureichende Erschließung u.a. Mängel.
Eine Umnutzung zum Wohnen oder als Büroflächen ist also nicht ohne tiefgreifende Maßnahmen oder sogar dem Abriss der Gebäude möglich.

Ferner handelt es sich bei den Eigentümern zumeist um Immobilienfonds oder Finanzinvestoren. Insoweit steht auch das Eigentumsverhältniss einer sozialverträglichen Nachnutzung dahingehend Wege, als dass Kapitalmarktinteressen bedient werden müssen. Offensichtlich sind nur ganz wenige dieser Immobilien Besitz der Kommunen.

Was also tun? Die Gemeinde kann nicht ohne weiteres die weitere Umgestaltung und Umnutzung bestimmen. Was tun mit einer Immobilie mitten in der Stadt die leer steht?

Neben einer Mischnutzung in Form von Wohnen, Büroflächen, Sportangeboten, Stadtteil Bibliothek, Treffpunkt u.a. und der Erdgeschosszone als Einzelhandelsfläche böte es sich an radikal umzudenken.

Warum hier nicht Urban Farming - Vertikal Farming betreiben? Essen aus der Stadt für die Stadt. Produktion von Salat und anderen Gemüsen direkt am Endverbraucher. Ultrakurze Wege. Kein Umbau der Fassade notwendig. Die lichten Geschosshöhen ohne abgehängte Decken sind womöglich sogar ideal hierfür. Platz für Logistik und Verpackung, Zwischenlagerflächen usw. stünden ausreichend zur Verfügung. Der Verkauf könnte im Haus stattfinden. Ein Umbau wäre meines Erachtens nur geringstfügig notwendig.
Sogar die Dachflächen, zumeist ja als Flachdach ausgeführt, könnten für den Gartenbau, Viehzucht, Schafherden, Bienen und anderes genutzt werden.
urbanvertical farming
Schauen Sie sich mal das Beispiel in New York City an:
https://www.brooklyngrangefarm.com
BrooklynGrange2

SunsetPark_2
Link zu einer Firma von Vertikal Farming: https://www.aerofarms.com/our-greens/
ProjectHighlight3-square
Bildrechte bei Aerofarms

Link zu Bericht der Beratungsfirma PwC zur Nachnutzung von Einkaufshäusern: https://www.pwc.de/de/real-estate/die-zukunft-der-warenhaus-immobilien.pdf

Die Seienden

Die Seienden

Wenn wir nicht gerade eilen, hasten und konferieren.
Gschaftig delegieren, kontrollieren und telefonieren.
Sind wir!

Sein. Einfach so. Allein und zusammen.
Im Dorf und in der Stadt.

Sein. Schaun. Verweilen.
Hören. Lauschen. Gucken. Bemerken.

Schweifen.Rasten. Sein.
Wirken lassen.
Zeit haben.
Du.
Ich.
Wir.
Hier.

Quartiersbedürfnisse

Immer wieder wird der Anschein erweckt dass nach bereits vollendeten Planungen im Bereich von Bebauungsplänen am Ende sehr viele Belange fehlen und offensichtlich im planerischen Vorfeld nicht bedacht wurden. Ein Artikel in heutiger süddeutsche Zeitung vom 19. Juli 2021 des Bezirksausschusses Ramersdorf und weitere unterstreichen dies?

Da stellt sich natürlich nicht nur für den Laien die Frage was eigentlich Stadtplanung beinhalten sollte: nur "Würfelhusten" oder doch der ernsthafte Versuch all die menschlichen Bedürfnisse in einem sozialen Kontext derSstadt auf öffentlicher Ebene zu erkennen, zu strukturieren und diese als Planungsziele festzuschreiben?

Siehe auch Beitrag vom 03.06.21
Aufstellung ist naturgemäß unvollständig

QUARTIER

Stadtentwicklungsplan München 2040


Im Auftrag des Oberbürgermeisters der Stadt München hat die Stadtplanung in München nunmehr den s.g. Stadtentwicklungsplan 2040 vorgestellt.

In diesem Themenfeld geht es nicht nur um die Stadtentwicklung aufgrund des starken Zuzugs am Menschen bis 2040 mit bis zu 1,85 Millionen Einwohnern, sondern auch um der Herausforderungen des Klimawandels durch Überhitzung der Innenstädte, Ergänzung Veränderung und Erweiterung des Mobilitätskonzeptes, Öffentlicher Nahverkehr usw.

Die einzelnen vorgestellten Themenkarten finden Sie hier: https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Step2040/Presse.html

Freiraumentwicklung
210618_STEP2040_Plan_Freiraum
Mobilitätsentwicklung
210618_STEP2040_Plan_Mobilitaet
Stadt Entwicklung
210618_STEP2040_Plan_Stadtentwicklung
Klimaanpassung
210618_STEP2040_Plan_Klimaschutz
Regionale Integration und Zusammenarbeit

210618_STEP2040_Plan_Region
Sämtliches Kartenmaterial: Quelle LHM Stadtplanung, s. O.g. Link


Inwieweit insbesondere die Herausforderungen zur Vernetzung mit den umliegenden Gemeinden tatsächlich lösbar sind, ist zweifelhaft. Die Versuche der vergangenen Jahrzehnte in Bezug auf Verkehrsentwicklung, Verkehrsvernetzung, Unterschiedlicher Zuständigkeit zwischen öffentlichen Nahverkehr in der Kommune, öffentlicher Nahverkehr der Gemeinden im Umland sowie der deutschen Bahn AG sind nur ein Teil der nicht gelösten Probleme. Echte Verkehrsentwicklung in der Metropolregion München sieht anders aus.

Bericht des deutschen Städtetages

Stadt neu denken – Zukunftsideen für lebendige Innenstädte
Deutscher Städtetag veröffentlicht Positionspapier "Zukunft der Innenstadt"

Link: https://www.staedtetag.de/files/dst/docs/Publikationen/Positionspapiere/2021/210709-posititionspapier-zukunft-der-innenstadt.pdf

Interview David Precht mit Deutschem Städtetagspräsidenten

Wenn sich das Laden-Sterben weiter fortsetzt und zugleich die Mieten steigen, was bleibt dann noch von einer Stadtkultur, in der sich die Menschen gerne aufhalten? Das fragt der Philosoph und Publizist, Richard David Precht, den Präsidenten des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister von Leipzig, Burkhard Jung, in der Sendung "Precht".


Link: Zur Sendung in der ZDF Mediathek

konsumort

Stadt muss wieder Lebensraum und nicht nur Konsumort sein

Stadt muss Aufenthaltsort sein und nicht nur ein grosser Autoparkplatz

Stadt muss die Plätze wieder den Menschen zurückgeben

Stadt muss wieder urban und voller Leben sein

Stadt muss den Verkehr neu denken

Stadt muss finanzierbar bleiben

Stadt bedeutet Leben, Leben auch auf der Strasse ermöglichen

Stadt bedeutet Mit-Einander. Reden. Zulassen. Toleranz. Ermöglichen.

Stadt ist Lebensermöglichen für Alle und nicht nur für die oberen 10.000 und deren Erben

Stadt ist auch kein Investitionsort-Spekulationsort







Dichte europäischer Städte im Vergleich


Dichte europäischer Städte im Vergleich
Stand 06/2018

Hamburg 2.340 Einw./km2
Köln 2.630 Einw./km2
Frankfurt am Main 2.960 Einw./km2
Berlin 4.060 Einw./km2
München 4.670 Einw./km2
Basel 6.400 Einw./km2
Kopenhagen 7.140 Einw./km2
Wien (Innere Stadt) 8.465 Einw./km2
Genf 11.730 Einw./km2
London City 12.600 Einw./km2
Barcelona 16.200 Einw./km2
Athen 17.050 Einw./km2
Paris 21.290 Einw./km2


Quelle: Deutschlandstudie 2019 Wohnungspotenziale von Nichtwohngebäuden
TU Darmstadt u. Pestel Institut

Wenn im Planungsgebiet München Nordost auf die volle Planungsfläche von 600 ha = 6km2 gerechnet,
30.000 Menschen leben und 10.000 Menschen arbeiten werden, dann entspricht dies einer Dichte von 6.666 Einw./km2.

Planung Nordost Gedanken Bevölkerungsdichte

Nach Angaben LHM werden zwischen 10-30.000 Einwohner zzgl. 10 TSD Arbeitsplätze im Planungsgebiet vorgesehen.
Das Planungsgebiet umfasst ca. 600 Hektar. Hiervon sollen ca. 50% geplant und überbaut werden. Hierbei rechnet die LHM jedoch bereits Grünflächen, Seen, Strassen, etc. mit ein, so dass die Dichteberechnung der eigentlichen Baukörper sich eher auf 120-150 ha beziehen müßte. Wenn mann das Wettbewerbsergebnis des 1.Preisträgers in Google Earth Pro mit allen Wohnflächengebieten polygonal nachmisst, ergibt sich in etwa dieser Wert von im Mittel 130 ha (!) an überbauter Siedlungsfläche. Dies entspricht im o.g. Vollausbau mit 30 TSD Einwohnern einer Siedlungsdichte von ca.
230 Einwohnern pro ha.
Zum Vergleich: der am dichtesten besiedelte Stadtteil von München ist Schwabing West mit ca. 151 Einwohnern/ha. Die Schwanthalerhöhe liegt bei 143 E/ha.
Die Stadtteile Sendling und Laim liegen ungefähr bei 100E/ha. Selbst unter großzügigster Auslegung von übermessenen Flächenanteilen entspricht ein Wert von ca. 230 E/ha einer immensen Dichte.
Zum Vergleich: Die Stadt Erding hat nach eigenem Statistikbericht 1491 ha Siedlung- und Verkehrsfläche bei ca. 37.000 Einwohnern. = 24,8 Einw./ha.
Bei Vollansatz der o.g. 50% von 600ha als anteilige Siedlung- und Verkehrsfläche ergäben sich ca.100 Einw./ha. Mithin Faktor 4.


Geht man von der Vorgabe der Auslobungsunterlagen nach möglichst "flächensparender Bauweise" aus, so ist v.g. Dichteberechnung ggf. noch höher anzusetzen!
Auf der Webseite der LHM ist zu lesen, dass "kein zweites Haidhausen, Schwabing oder Neuperlach" angestrebt wird, aber dennoch soll "urbane Dichte" angestrebt werden.
Wie passt dies zusammen?
Genau diese Dichte ergäbe sich bei der Auslegung aller Parameter der Auslobungsunterlagen. Wie kann unter den Vorgaben der LHM: "Der Gesamtentwurf soll vom öffentlichen Freiraum aus und von der Landschaft her gedacht und entwickelt werden. Stadt und Landschaft sind sowohl räumlich wie visuell möglichst selbst- verständlich miteinander zu verbinden und zu verschränken. Besonderes Augenmerk ist auf die Ausformulierung der Siedlungs- und Stadtränder und der Übergänge zu Landschaftsräumen mit ihren landwirtschaftlichen Flächen zu legen."

Welches Bild haben Sie bei dieser Beschreibung vor Augen? Oder würden Sie hier Schwabing-West sehen? Wohl eher nicht!


Infos: (alle Dateangaben von LHM)
- "Der überwiegende Anteil (ca. 400 ha) der im Umgriff liegenden Flächen werden aktuell landwirtschaftlich und durch Gärtnereien genutzt. Eingegliedert sind auch Grün-, Freizeit- und Erholungsflächen. Darüber hinaus gibt es großflächige Pferdesportflächen von circa 150 ha."
Damit sind fast alle zur Verfügung stehenden aktuellen Flächen (90%) im Planungsgebiet Grün-oder Landwirtschaftsflächen bzw. Flächen für Pferdesport.

- "Der städtische Liegenschaftsanteil im Planungsgebiet beträgt circa 25 %. 75% der Flächen sind in Privatbesitz."
- "Im Münchner Nordosten leben heute ca. 8.300 Personen in knapp 4.000 Haushalten (Stand 2016)."

- "Im Planungsgebiet werden 2,6 Einwohner pro Wohneinheit angesetzt, die Wohneinheiten sind mit 92 m² Geschossfläche angesetzt."
Damit ergeben sich bei max. 30.000 Einwohnern 11.539 Wohneinheiten, das entspricht der Summe von 1.061.538 Quadratmeter Geschossfläche.

zzgl.
  • Flächen für Erschliessungen, Strassen, Wegen, Plätze
  • Flächen für Parkflächen Autos, Fahrräder, etc.
  • öffenentliche Flächen
  • Flächen für Arbeitsplätze
  • Gewerbeflächen,
  • Grünflächen
  • Flächen für Schulen, Kindergärten und deren Freigeländen
  • Flächen für Stadtteilzentren u.a.


- "mindestens 10 m2 öffentliche Grünfläche pro Einwohner
- ca. 7 m2 öffentliche Grünfläche auf Stadtteilebene pro Einwohner
- mind. 2 m2 öffentliche Grünfläche pro Arbeitsplatz "
Dies ergibt in Summe: 300.000qm Grünfläche, 210.000 qm öffentl. Grünfläche, 20.000 öffentl. Grünfläche = 530.000qm = 53 ha.

Der aktuelle Flächennutzungsplan sieht im geplanten Baugebiet eine Nutzung als reines Wohngebiet WA vor. Hier ist nach Baugesetzbuch eine Grundflächenzahl von 0,4 vorgegeben.

Planung Nordost Link Auslobungsunterlagen

Die Auslobungsunterlagen der SEM Nordost können auf muenchen.de > Stadtverwaltung > Referat für Stadtplanung und Bauordnung > Stadtplanung > Wettbewerbe > Münchner Nordosten > Zum Weiterlesen: Auslobung Ideenwettbewerb abgerufen werden.

Planung Nordost Gedanken III

Wenn ich mir vorstelle, dass in dem Planungsgebiet ein sehr hoher Umsetzungsdruck herrscht, da die Stadt Entwicklungsprognose bis 2050 einen Zuwachs von circa 300.000 Menschen vorsieht, dann ist die Planung vor unserer Haustüre im Nord Osten nur ein Tropfen auf den heißen Stein, nichtsdestotrotz wird hier mindestens ein Stadtteil von der Größe Erdings realisiert werden.

Insoweit sind sämtliche vorgenannten Notwendigkeiten an Sozial und Kultureinrichtungen zwingend erforderlich. Warum ist in dem Planungsergebnis kein Krankenhaus vorgesehen?

Ohne die Berücksichtigung all diese Bedürfnisse kann kein Quartier entstehen, kann keine Stadt sich entwickeln, kann kein Mensch sich wohl fühlen. Daher ist es notwendig in der Stadtplanung frühzeitig diese Belange belastbar zu berücksichtigen.

Planungsergebnis Rheinflügel-Severin für 10.000 Menschen:

Plan_Vertiefung_rheinfluegel

Planung Nordost Gedanken II

Was ist aber zu tun, wenn professionelle Stadtplanung an den Bedürfnissen der Bürger scheitert und diese nicht befriedigt werden, was ist dann zu unternehmen? Siehe Beispiele Freiham, Riem…


Kann dann auch Stadt nur für Wohnen, Arbeiten und Einkaufen genügen?
Wohnen wie dargelegt als Investitions Maschine. Einkaufen als Zwang zum Konsum.
Kann man sich ein Stadtquartier, und eine Straße noch als uneigennützige Angelegenheit vorstellen? Geschäfte und Einrichtungen des täglichen Bedarfs die lediglich die ureigensten Interessen der Laden Besitzer befriedigen und nicht den Shareholder Value?

Wenn aber die s.g. Bürgerbeteiligung in SEM Nordost nur noch als Feigenblatt der LHM verstanden wird und keine echte stadtplanerisches Werkzeug mehr ist, was dann Bürger?

Warum gibt es keine Handwerker mehr in den Erdgeschosszonen der Wohngebäude, sofern diese sowieso angeboten werden?

Was bedeutet Nachbarschaft? Begegnung? Soziale Identität?

Wie schafft es Stadtplanung dass sich Quartiersintendität entwickeln kann?

Warum fühle ich mich an manchen Stellen der Stadt wohl und an anderen graut es mir?

Warum gibt es einen überdimensionalen Platz in Riem vor dem Eingang zur Ladenstrasse auf dem es zieht und keinerlei Aktivitätenmöglichkeiten gibt, Sitzgelegenheiten, Treffpunkte, Bäume, Sträucher, Sichtachsen, Skulpturen, Grünfläche, und und und? Warum?

Wer sichert uns zu, dass folgende Bedürfnisse berücksichtigt werden: (in loser Folge)


  • Bezahlbaren Wohnraum
  • Human gegliederten Städtebau
  • Begegnung
  • Einzelhandel in privater Hand (Friseure, Schuster, Physio, Reha, Buchbinder, Druckerei…)
  • Kino
  • Bibliothek
  • Gästezimmer
  • Fahrradwerkstatt
  • Biotop
  • Urban Gardening
  • Proberaum für Musiker, Künstler
  • Stadtteiltreffpunkt
  • Spielplatz
  • Quartiersbräu
  • Biergarten
  • Cafe
  • Vereinskultur
  • Sportplatz für alle
  • Kiosk
  • Arzt
  • Apotheke 
  • Gemeindeverwaltung
  • Bürgerinfo-KVR
  • Sozialtreff
  • Kirche für alle
  • Seniorengereechtes Quartier
  • tischtennisplatte
  • Skateboarden
  • Slacklinen
  • Öffentliche fitness
  • Sitzen
  • Bäume
  • Skulptur- Kunst im öffentlichen Raum
  • Ladestation Fahrrad
  • Fahrradparkhaus
  • Sporthalle
  • Schwimmbad
  • Freibad
  • Theater
  • Kleinkunst Bühne
  • Bank
  • Parkhaus für Fahrräder
  • Parkhaus für Lastenräder
  • Optiker
  • Ärzte
  • Krankenhaus
  • Kindergarten
  • Schule
  • Altenheim
  • Pflegeheim
  • Gasthäuser
  • Dorfplatz
  • Bücherei
  • Stadt Bibliothek
  • Kulturhaus
  • Repaircafe
  • Tankstelle 
  • Stromtankparken
  • Park
  • Grünfläche
  • Bäume 
  • Bach
  • Jugendtreff
  • Bienenhaus
  • Packstationen
  • Briefkästen
  • Entsorgungseinrichtungen
  • Geldautomaten
  • Pump- oder Ladestationen für Fahrräder
  • Abstellflächen für Leihräder oder E-Scooter
  • Wlan-Hotspots
  • stumme Zeitungsverkäufer
  • Schaukästen für Nachbarschaftsinitiativen und Schlüsselkästen für Community-Sharing-Aspekte
  • u.v.m.

Ich darf gestehen, dass ich in den Ideenergebnissen eine derartige Vertiefung bzw. Bestätigung zur Berücksichtigung noch vermisse.


Planung Nordost Gedanken I

Wie ggf. bekannt, plant die LHM seit vielen Jahren im Münchner Nordosten ein neues Stadtviertel im Bereich Daglfing-Englschalking-Johanneskirchen.
Hier sollen zwischen 10-30 TSD Menschen wohnen und 10 TSD Menschen arbeiten.
Nach vielen Jahren von Planung und Gutachten wurden bereits in 2017 drei verschiedene Siedlungsmodelle erarbeitet (Perlenkette…..). Dennoch fand bis 01/2020 eine Ideenwettbewerb unter Auslobungsbedingungen statt. Dieser wurde mit einem 1. Preis vergeben und soll als Leitplanungsidee nun in 10/2021 vom Stadtrat genehmigt werden.

Dies sind wie gesagt nur Ideen. Und dennoch greifen natürlich diese Ideen hinsichtlich Lage von Gebäuden, möglicher Verdichtung, Planung von Freiflächen, Lage von Verkehrswegen usw. bereits intensiv vor.
Es wurden konkret Vorschläge zur Lage von Nutzungsarten unterbreitet. Lage von Haltestellen usw.
sz.1.5290625

sz.1.5299021

Der "normale" Bürger sieht hierin selbstverständlich bereits konkrete Vorstellungen der LHM was hier auf ihn zukommt.

Dennoch fand zwischen der o.. Preisverleihung in 01/2020 und 05/2021 m.E. keine weitere Bürgerbeteiligung mehr statt. Nun wurde überraschend in der SZ eine Pressemitteilung der Stadtplanung zu weiterführenden Planungsvertiefungen veröffentlicht, an denen nichteinmal der BA13 informiert und beteiligt war.

Urplötzlich wird auf der Webseite zur Stadtplanung Nordost eine Pressemitteilung veröffentlicht, welche nunmehr Handlungsbereiche des Planungsgebietes konkretisiert (Galopprennbahn, Planungsgebiete A-H…).

In einem Schreiben an die Stadtplanung habe ich wie folgt formuliert:


In Ihrer aktuellen Pressemitteilung bzw. Website schreiben Sie u.a. von:

Geschäfte, Restaurants und Cafés in einem lebendigen Stadtteilzentrum, bezahlbare Wohnungen, gemütliche Treffpunkte im Grünen und ein Badesee: So soll es im Nordosten einmal aussehen – München bekommt ein neues und attraktives Stadtviertel.

Kein zweites Haidhausen, Schwabing oder Neuperlach, sondern ein ganz eigenes Quartier mit belebten Straßen, ausgedehnten Grünflächen und moderner, familienfreundlicher Architektur. Mit Spielplätzen, Kindertagesstätten, Schulen, einem Kulturzentrum und Jugendtreffs. Mit Läden direkt vor der Tür und guter Anbindung an die Innenstadt.


Wie können Sie dies zum gegenwärtigen Planungszeitpunkt formulieren?

Es liegt ja bisher nur seit Anfang 2020 eine Idee vor (Severin), welche nun erst bestätigt werden muss.
Details die Sie nun textlich anführen sollten zwar selbstverständlich sein, ergeben sich doch aber frühestens mit dem B-Plan geschweige denn mit Ihren Grundstücksausschreibungen.
Grundsätzlich sind Ihre Aussagen ja allesamt Allgemeinplätze, denn "Spielplätze, Kindertagesstätten, Schulen", u.a. sind ja nun selbstverständlich.

Warum kommt also nach so vielen Jahren der eher sehr zurückhaltenden sachlichen Kommunikation plötzlich so viel „Farbe+ Elan“ ins Spiel mit derart viel Ausschmückung?

Ferner bitte ich als angrenzender Nachbar um Info was geschehen ist, dass Sie nun schreiben "die Planung im Münchner Nordosten ist einen großen Schritt vorangekommen“?
Was wurde beschlossen? Was ist Neu? Oder meinen Sie gar nur das Severinergebnisaus 01/2020?

Wo kann ich die Ausschreibungsbedingungen für diesen Wettbewerb nachlesen?

Ferner habe ich folgende Fragen, vorausgesetzt der Text Ihrer Pressemitteilung und Webseite ist nicht nur eine Marketingfloskel:

- was ist "moderne Architektur"? Wer definiert dies? Was konkret meinen Sie hiermit? Das Wort „modern“ hat doch keinerlei qualitative Bedeutung! Wer schreibt denn so einen Mist? Das könnte glatt aus einer Immobilienanzeige sein.
- was ist "familienfreundliche Architektur"? s. vor.
- was meinen Sie mit „Läden"? Täglicher Bedarf Incl. Handwerk? Bäcker. Metzger. Schuster. Zeitschriften. Blumen. ……Wer gibt den Mix und die Grösse vor?
- woher resultieren die auch in der SZ dargestellten "8 Bauabschnitte"? Wo und durch wen wurde dies offensichtlich in jüngster Zeit festgelegt?
- Gibt es eine Eingrenzung dieser Flächen anhand eines Plans?
- sie sprechen von "urbaner Dichte" schliessen aber gleichzeitig Situationen wie "Schwabing oder Haidhausen“ aus. Was widerspricht sich hier? Ist es denn gerade deshalb an vielen Stellen gnicht enau dort so schön, weil dies gewachsener Urbanität entspricht? Wie vermeiden Sie trostlose Urbanität? Wie steuern Sie dies? Welche städtebaulichen Massgaben und Überlegungen gibt es dies zu erreichen?
- Was kennzeichnet „anspruchsvolle Architektur“? Und wie wollen Sie dies künftig steuern? s. Riem und Parkstadt Schwabing.
- was kennzeichnet „hohe Lebensqualität“? Wie haben Sie dies als LHM definiert? Wie erreicht man diese? Nachbarschaftliche Beziehungen? Vertrauen? Wohlfühlen? Identität? Oder nur den Grünstreifen mit Trambahn?


Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, wir alle wollen sicherlich das Beste. Orte und Räume für die Zukunft und für die Menschen, in denen wir uns wohl fühlen können.
Ich bin nur Architekt und kein Stadtplaner, beschäftige mich aber genau mit diesen sicherlich nicht immer leicht zu definierenden Aspekten, wie wir es schaffen genau so etwas entstehen zu lassen.

Warum fühlen wir uns auf einer italienischen Piazza sehr wohl, aber definitiv nicht auf dem Platz vor der Mall in Riem?
Was kennzeichnet Aufenthaltsqualität?
"

Hierauf antwortete die LHM wie folgt:

"
Sehr geehrter Herr Höland,
 
Ihre E-Mail vom 14.05. haben wir erhalten. Bezugnehmend auf Ihre Anmerkungen können wir Ihnen die folgenden Rückmeldung geben.
 
Die Veröffentlichungen des Referats für Stadtplanung und Bauordnung geben ganz allgemein die aktuelle stadt- und landschaftsplanerische Zielsetzung für den Münchner Nordosten wieder. Dabei ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, als Auftrag des Stadtrats an die Verwaltung, in Kombination mit einer adäquaten Ausstattung an Freiräumen, Erholungsflächen sowie der erforderlichen Infrastrukur zu einem belebten Stadtteil im Sinne einer Stadt der kurzen Wege die Prämisse einer zeitgemäßen und langfristigen Siedlungsentwicklung. Bei der beschriebenen städtebaulichen Konzeption, die unter anderem auf dem Ergebnis des Wettbewerbs beruht,  handelt es sich um planerische Themen, die langfristig im Rahmen der Bauleitplanung gesichert und umgesetzt werden sollen. Darin inbegriffen ist auch eine Nutzungsmischung und die Definition gewerblicher Flächen wie Läden oder Büros und deren Lage und Größe.
 
Wie von Ihnen bereits festgehalten, wurde der städtebauliche und landschaftsplanerische Wettbewerb Anfang 2020 entschieden. Die Auslobungsunterlagen können auf muenchen.de > Stadtverwaltung > Referat für Stadtplanung und Bauordnung > Stadtplanung > Wettbewerbe > Münchner Nordosten > Zum Weiterlesen: Auslobung Ideenwettbewerb abgerufen werden.
Das Preisgericht hat den Betrag von rheinflügel severin aus Düsseldorf zusammen mit bbz landschaftsarchitekten aus Berlin als 1. Preis ausgewählt. Damit wurde ein maßgeblicher Beitrag zur Konzeption des neuen Stadtteils geleistet. Darauf basierend hat die Verwaltung die weitere Behandlung sowie die erforderlichen nächsten Schritte erarbeitet. Im Herbst 2021 soll der Stadtrat über das weitere Vorgehen im Münchner Nordosten entscheiden.
 
Ihre Ausführungen, Interpretationen und Ihre Kommentierung zu den von uns gewählten Begriffen und Beschreibungen nehmen wir zur Kenntnis.
 
Die im Strukturplan dargestellten Bauabschnitte verdeutlichen die beabsichtigte abschnittsweise Entwicklung in zeitlichen Etappen. Die Nummerierung A – F spiegelt dabei jedoch keine Priorisierung wieder. Die tatsächliche Konkretisierung und Entwicklung der Bauabschnitte sowie eine Schärfung der jeweiligen Siedlungsränder wird im weiteren Verfahren folgen. Dabei werden neben dem städtebaulichen Entwurf auch weitere Parameter wie Flächenverfügbarkeit, Infrastruktur und Erschließung berücksichtigt.
 
Durch die städtebauliche Konfiguration mit kompakten Siedlungsflächen und großzügigen Freiräumen entsteht insbesondere an den zentralen Bereichen an der neuen U-Bahn-Station eine hohe bauliche Dichte. Das bedeutet auch, dass mit wenig Grundfläche sehr hohe Geschossflächen und die meisten öffentlichen Grünflächen erreicht werden. Die konkrete Definition, Verteilung und Sicherung einer heterogenen Nutzungsmischung wird Aufgabe der Bauleitplanung sein.
 
Der qualitative Maßstab (u.a. Nachhaltigkeit, Gestaltung) an anspruchsvolle Architektur wird im weiteren Verfahren und unter Einbindung diverser Akteure und Fachleute definiert werden. Die Qualitätssicherung erfolgt über Realisierungswettbewerbe und / oder Gremien. Die bereits erwähnte abschnittweise Entwicklung sichert den Quartiersgedanken innerhalb der Gesamtentwicklung und dient damit auch der Entwicklung einer räumlichen Identiät und Nachbarschaft.
 
Wir danken Ihnen für Ihr Interesse und Ihre Anregungen. Weitere Informationen erhalten Sich auch in Zukunkft auf muenchen.de/nordosten und über unseren Newsletter.
 
 
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Planungsteam für den Münchner Nordosten
"



Stadt und Identität

Wie Gestern bereis geschildert vermisse ich die Identität im Quartier, im Viertel.

Momentan läuft das DOK.FILM.Festival in München, leider nur Online. Für mich im Jahr ein Must.
Ein Film über Fadosängerinnen in Lissabon und die Gentrifizierung, verlorene Identität dessen was mal die Alfama ausgemacht hat, Stadt mit Fassadenhüllen für Hotels und Touristen. 3-4 Kreuzfahrtschiffe pro Tag! Pro Schiff 3-4000 Menschen, die Segwayrollernd und in 2 Stunden das Lissabon erleben wollen, was es als ich 1988 erstmals dort war noch gab: plappernde Mütter von Balkon zu Balkon, nicht alles geschleckt instagrammhübsch, liebevolle Stimmungen, Ruhe, Stimmung, Wohlfühlen, Blicke, Gesichter, der Character einer Stadt, Gesichter mit Geschichten, Falten, Entspannung im Umgang, Nachbarschaft, Vertrauen…..

Jetzt wird geplündert. Internationales Geld. Fadoland.


Wo sind die Menschen? Weg. Suburbia, Geschosswohnungsbau mit Tiefgarage. Gesichtslos aber eben noch erschwinglich.
Und in der Altstadt? Disneyland. Fadoland. Keine Chance für normale Einkommen.
Lissabon, Barcelona, Berlin, London, Venedig, Rom,………
Wir lassen es zu dass die "Seele" dessen was wir Heimat nennen verscherbelt wird. Warum sieht dies kein Kommunalpolitiker? Ausverkauf. Welches Gefühl beschleicht die Menschen keine Gemeinschaft mehr zu sein für die es sich lohnt morgens aufzustehen?

Zwei Seiten der Medaille im Falle Lissabons. Nach der Finanzkrise 2008 lag die Stadt am Boden. Obgleich ja gesagt werden muss, dass nicht Lissabon an der Finanzkrise schuld war, sondern die weltweite Gläubigerstruktur EMF, Weltbank, Europa…..
Erst verarmen lassen und dann zuschlagen? Portugal und Spanien stehen ja nicht alleine neben Griechenland.

Warum siegt das Kapital über die grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen?

Was können wir dem an Identität entgegenstellen?

Können wir eine grosse Genossenschaft bilden um das Heft in die Hand zu nehmen? Kaufen wir Gemeinschaftlich unsere Stadt zurück! Bilden wir Lokal Initiativen. Klinken wir uns in Die Diskussion mit ein. Nehmen wir von unserem Recht auf Bürgerbeteiligung gebrauch. Fragen stellen, Alternativen anbieten. Unbequem sein. JA.

Stadt und Einzelhandel

Wenn wir Einzelhandel meinen, meinen wir ja doch die Dinge des täglichen Bedarfs, Essen, Zeitungen, Tabak, Getränke, Mode, Technik usw. Insoweit zeigt sich aber bereits hier, dass wir seltenerweise für Essenseinkäufe den Bäcker, den Metzger, den Gemüseladen einzeln bemühen, da diese Angebote selten räumlich zueinander und fussläufig angeboten werden. Wochenmärkte ausgenommen. Dies würde ja bereits das Vorhandensein derselbigen voraussetzen und zudem die aktive Tat diesen dann auch nutzen zu wollen (Wocheneinkauf). Und auch nutzen zu können, wenn man Werktätig ist. Ferner würde dies auch Planung (was will ich die nächsten 5-7 Tage Essen?) voraussetzen.

Bäcker und Metzger sind ja nun meistens noch leichtere Ziele. Wenn es denn dann nicht sowieso zum Biomarkt geht, da einzelne gut erreichbare Gemüse-Obst-Geschäfte doch recht rar geworden sind. Und Tofu gibts da auch nicht….

Schlussendlich läuft es bei den meisten dann auf den Vollsortimenter hinaus, den Supermarkt. Aber auch diese Spezies ist meiner Auffassung nach in innerstädtischen Gebieten auf dem Rückzug. Notwendige Einzelhandelsflächen geeigneter Grössen inmitten des Wohngebietes sind im Bestand ja doch rar.

Also sind es wir die nicht mehr Geschäft für Geschäft ablaufen wollen und "Tante Emma" doch nicht alles hat.
Was bleibt: Discounter, Anonym, Konzern.
Warum: keine Zeit mehr, alles und jeder unter Druck. Optimierung
Was geht drauf: Nachbarschaft, Gespräche, Inhaber, Persönlichkeit, Viertelcharacer, Wohlfühlen….

Status Quo 1

Stadt bzw. der "Kiez" in dem wir leben, ist eigentlich der Bereich unseres Austausches, hier Treffen wir Freunde und Bekannte, leben unsere Nachbarn, hier gehen wir Einkaufen, ins Kino, verweilen auf einer Parkbank, Blühen Bäume, hält der Bus.
Kurzum: hier leben und fühlen wir uns idealerweise Authentisch und Wohl.

Was aber wenn diese Grundlagen schwinden, vom Aus bedroht sind? Von Innen und Aussen.
Wenn unser Quartier als unser soziale Umgebung zunehmend als reines Investitionsobjekt betrachtet und gehandelt wird. Wenn unsere Eigentümer und Vermieter unsere Mieteinnahmen ausschliesslich als primäre Geldquelle sehen und nicht als das zur Verfügung stellen von Lebens- und Arbeitsraum.

Hier in München darf man getrost bereits davon sprechen, dass ganze Stadtviertel wenn nicht bereits die ganze Stadt zur reinen Investitions- und Geldvermehrungsmaschine degradiert wurde.

Wer Stadt als Investition betrachtet und sämtliche kulturelle und sozialen Notwendigkeiten wenn überhaupt nur sekundär betrachtet, schafft ein Klima und Umfeld in welchem die Eingangs erwähnten Umstände ad absurdum gefühlt werden.

Staus Quo 1+2

Wenn wie dargelegt Investoren die Qualität und Erscheinung sowie den Zustand unserer Städte definieren, was kann getan werden?

Welche Macht haben Kommunen und wir selbst ? Stadtgestaltungskommissionen, Stadtplanung, Erhaltungssatzungen, Sozialgerechte Bodennutzung SOBON in München, ökologische Kriterienkataloge sind schön und nett, haben aber allen finanziellen Zwängen nicht die Stirn geboten. Stadt sind Wir!

Lediglich in Neubaugebieten werden Investoren die notwendigen Manschetten angezogen sich an der sozialen Gestaltung zu beteiligen. Immerhin. Garant für Qualität ist dies aber auch nicht. Zu nennen sei hier beispielhaft die Messestadt Riem auf dem ehemaligen Flughafengelände, welche in gleichförmiger Investorenwohnungsbauarchitektur ein Ort des Grauens ist. Quartier im besten Sinne ist nicht entstanden. Keine Identifikation. Kein Wohlfühlort.

Längst haben Menschen in den Städten die Notwendigkeit erkannt und fordern von den Kommunen Mitsprache- und Bürgerrechte zurück. Stichworte: Quartierswende, Green City, Smart City, Verkehrswende……..

Klar ist, dass eine geschaffene Stadt mit Gebäuden, Strassen, Gehwegen, Plätzen nicht einfach so transformiert/ umgebaut werden kann. Aber viele kleine Veränderungen im Stadtteil/Quartier /Strasse lassen die Zukunftsfähigkeit und Qualität wieder wachsen.


Los geht`s

Seit mehr als einem Jahr sind wir auf uns zurück geworfen. Meistens zu Hause. Zumindest die allermeisten von uns. Als ich zudem in dieser Zeit einen Schlaganfall erlitt, begann auch bei mir das Nachdenken über so vieles. Über den Beruf, das Leben, die Aufgaben, das Schicksal, Bestimmung, aber auch über architektentypische Themen wie Städtebau, Stadttransformation, Wandlung der Stadt, Bedürfnisse in der Stadt u.a.

In den folgenden kurzen Blogbeiträgen möchte ich hier zu einige Gedanken wiedergeben die sich hiermit beschäftigen.

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Sollte in irgendeinem Text eine männliche Form gewählt sein, so gilt dies nicht als Ausschluss aller anderen möglichen * Formen.