Stadt und Identität

Wie Gestern bereis geschildert vermisse ich die Identität im Quartier, im Viertel.

Momentan läuft das DOK.FILM.Festival in München, leider nur Online. Für mich im Jahr ein Must.
Ein Film über Fadosängerinnen in Lissabon und die Gentrifizierung, verlorene Identität dessen was mal die Alfama ausgemacht hat, Stadt mit Fassadenhüllen für Hotels und Touristen. 3-4 Kreuzfahrtschiffe pro Tag! Pro Schiff 3-4000 Menschen, die Segwayrollernd und in 2 Stunden das Lissabon erleben wollen, was es als ich 1988 erstmals dort war noch gab: plappernde Mütter von Balkon zu Balkon, nicht alles geschleckt instagrammhübsch, liebevolle Stimmungen, Ruhe, Stimmung, Wohlfühlen, Blicke, Gesichter, der Character einer Stadt, Gesichter mit Geschichten, Falten, Entspannung im Umgang, Nachbarschaft, Vertrauen…..

Jetzt wird geplündert. Internationales Geld. Fadoland.


Wo sind die Menschen? Weg. Suburbia, Geschosswohnungsbau mit Tiefgarage. Gesichtslos aber eben noch erschwinglich.
Und in der Altstadt? Disneyland. Fadoland. Keine Chance für normale Einkommen.
Lissabon, Barcelona, Berlin, London, Venedig, Rom,………
Wir lassen es zu dass die "Seele" dessen was wir Heimat nennen verscherbelt wird. Warum sieht dies kein Kommunalpolitiker? Ausverkauf. Welches Gefühl beschleicht die Menschen keine Gemeinschaft mehr zu sein für die es sich lohnt morgens aufzustehen?

Zwei Seiten der Medaille im Falle Lissabons. Nach der Finanzkrise 2008 lag die Stadt am Boden. Obgleich ja gesagt werden muss, dass nicht Lissabon an der Finanzkrise schuld war, sondern die weltweite Gläubigerstruktur EMF, Weltbank, Europa…..
Erst verarmen lassen und dann zuschlagen? Portugal und Spanien stehen ja nicht alleine neben Griechenland.

Warum siegt das Kapital über die grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen?

Was können wir dem an Identität entgegenstellen?

Können wir eine grosse Genossenschaft bilden um das Heft in die Hand zu nehmen? Kaufen wir Gemeinschaftlich unsere Stadt zurück! Bilden wir Lokal Initiativen. Klinken wir uns in Die Diskussion mit ein. Nehmen wir von unserem Recht auf Bürgerbeteiligung gebrauch. Fragen stellen, Alternativen anbieten. Unbequem sein. JA.

Stadt und Einzelhandel

Wenn wir Einzelhandel meinen, meinen wir ja doch die Dinge des täglichen Bedarfs, Essen, Zeitungen, Tabak, Getränke, Mode, Technik usw. Insoweit zeigt sich aber bereits hier, dass wir seltenerweise für Essenseinkäufe den Bäcker, den Metzger, den Gemüseladen einzeln bemühen, da diese Angebote selten räumlich zueinander und fussläufig angeboten werden. Wochenmärkte ausgenommen. Dies würde ja bereits das Vorhandensein derselbigen voraussetzen und zudem die aktive Tat diesen dann auch nutzen zu wollen (Wocheneinkauf). Und auch nutzen zu können, wenn man Werktätig ist. Ferner würde dies auch Planung (was will ich die nächsten 5-7 Tage Essen?) voraussetzen.

Bäcker und Metzger sind ja nun meistens noch leichtere Ziele. Wenn es denn dann nicht sowieso zum Biomarkt geht, da einzelne gut erreichbare Gemüse-Obst-Geschäfte doch recht rar geworden sind. Und Tofu gibts da auch nicht….

Schlussendlich läuft es bei den meisten dann auf den Vollsortimenter hinaus, den Supermarkt. Aber auch diese Spezies ist meiner Auffassung nach in innerstädtischen Gebieten auf dem Rückzug. Notwendige Einzelhandelsflächen geeigneter Grössen inmitten des Wohngebietes sind im Bestand ja doch rar.

Also sind es wir die nicht mehr Geschäft für Geschäft ablaufen wollen und "Tante Emma" doch nicht alles hat.
Was bleibt: Discounter, Anonym, Konzern.
Warum: keine Zeit mehr, alles und jeder unter Druck. Optimierung
Was geht drauf: Nachbarschaft, Gespräche, Inhaber, Persönlichkeit, Viertelcharacer, Wohlfühlen….

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