Bauen der Zukunft

Die Bauingenieurin Lamas Messari Becker berät die Bundesregierung in Zukunftsfragen. In einem SZ Interview vom 23.04.2022 fordert Sie, dass "das Bauen der Zukunft materialsparsam, energieeffizient und kreislauffähig werden muss".

Dies sind sicherlich sehr ehrenwerte Vorstellungen und auch zwingend zu verfolgen, doch sind Gedanken zur s.g. Kreislaufwirtschaft, der Wiederverwertung von Materialien, dem Wiedereinbringen in ein neues Gebäude nur sehr langfristig erzielbar, da Sie jahrzehntelangen eingewöhnten Vorgehensweisen bei Bauherren und Bauwirtschaft entgegenstehen.

Kreislaufwirtschaft meint ja, dass ein Bauteil komplett und ohne großen Aufwand auseinandernehmbar sein muss, wie beim Handy und beim Auto. Möglichst zu 100%.

Beispiele:

1. Aussenwand aus Ziegel, WDVS, Putz:
Ziegel und Mörtel sind zu trennen, WDVS ist am Ziegel vollflächig verklebt und verdübelt, WDVS besteht aus mehreren Schichten incl. Gewebe, Putz haftet am Ziegel. WDVS untereinander dürfte wohl Sondermüll werden. Ziegel und Putz ist aufwändig trennbar. Das Abnehmen WDVS von Ziegelwand nur händisch machbar.

2. Innenwand Leichtbau Gipskarton und Metallständerwand:
Leichbauplatten sind verspachtelt, ggf. mit Glasfasertapete tapeziert, mit Anstrichen versehen. GK Platten sind verschraubt. Ständerwerk aus Metall ist untereinander und an den Decken verbolzt-geschossen. Ein Rückbau ohne Zerstörung ist nicht möglich. Die Trennung Gips zu Metall möglich aber aufwändig.
3. Duschwanne, Abdichtung, Fliesen, Fliesenkleber, Fugendichtstoffe, Folien, Silikon, PVC Rohre, …..
4. Geschossdecken, Abdichtungen, Folien, Estriche, Wärmedämmungen, Trittschalldämmungen, Klebstoffe, Bodenbeläge und Klebstoffe, Estrichheizrohre, Klettverbinder, …. Alles miteinander vergossen und verpappt.
Und, und, und…..

Unsere Art zu bauen wurde und wird immer komplexer, durchsetzte sich mit immer mehr Hochleistungsbaumaterialien, Verbundstoffen u.a. Zahllose Klebeverbindungen in allen Gewerken wurden entwickelt.


Wieviel Aufwand wäre als Lohnarbeit notwendig um diese Arbeiten der Demontagen und Sortierung zu vollziehen?
Wenn dies bereits beim erstmaligem errichten eingepreist sein müßte, was käme dann für ein Mehrpreis pro qm heraus?

Es würden sich dann logistisch die Rückbau- und Abbruchfirmen sicherlich spezialisieren und preiswertere Verfahren ggf. Maschinen entwickeln. Dennoch ist dies einzupreisen und als Benefit beim Kunden anzupreisen.

Würde dies angenommen werden? Die meisten Bauherren kümmern sich doch weder privat noch gewerblich um einen Kreislaufgedanken wenn der Zeithorizont des zu erwartbaren Rückbaus ein ganzes Leben (privat) oder 30 jähre (gewerblich) beträgt.

Wenn also neue Bausysteme zu erfinden wären um die gesamte Produktionskette neu aufzustellen sind auch neue Normierungen und Zulassungen erforderlich. In Deutschland mit tausenden !!! von Einzelnormen die uns Architekten haarklein vorgeben z.B. welcher Kleber einer Abdichtung mit welchem Material verbaut werden darf, würden sich neue Hersteller- und Produktionsprozesse mit Zulassungs- und Normierungszeiten, wohl in etlichen Jahren bemessen. Forschungs- und Erprobungszeiten sind hinzuzurechnen. Und dann sind sämtliche Verarbeiter- Handwerker, Logistikabläufe auch noch neu einzustudieren.

D.h. wir hätten die zukunftsgläubige Baustoffentwicklung der vergangenen 30-40 Jahre komplett umzudrehen.

Um am 1. Beispiel zu bleiben. Wie verbinde ich eine Wärmedämmung so mit einer Aussenwand, dass diese leicht demontierbar sein würde? Oder welches Gerät (eine Art Rasierer?) ist zu entwickeln um diese Arbeit effizient zu erledigen? Wie zerlegen ich Polystyrolwärmedämmung


Ein Wahnsinnsaufwand. Man kann da nur klein anfangen. Immerhin.

Frau Messari Becker führt in o.g. Interview aus, dass "China zwischen 2011 und 2013 so viel Zement verbraucht hat wie die USA im ganzen 20. Jahrhundert". Das ist schier unvorstellbar und beeindruckend. Insoweit ist es dann sicherlich wünschenswert wenn Deutschland hierbei eine Vorreiterrolle spielt (-;







Bundesbauministerin will 400.000 Wohnungen pro jahr errichten

Ungeachtet der unrealistischen Aussage unserer Bundesbauministerin pro Jahr 400.000 neue Wohnungen errichten zu wollen, ist die Aussage hiervon 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu realisieren und dies nur mit vom Finanzminister eingeplanten 14,5 Milliarden € bis 2026 (für 4 Jahre) finanzieren zu wollen, eine mehr als unrealistische Aussage und damit verbundene Hoffnung. Zeugt dies eher von Realitätsverlust. Oder rechnet man in Berlin anders?

Rechnung:
100.000 Wohnungen a` bundesdurchschnittliche 75qm pro Wohnung x €2500/qm Wohnfläche ergibt 18,5 Milliarden Euro pro Jahr!
Fehlen also ca. 15,0 Milliarden € pro Jahr. Und dabei sind die Baukosten mit 2.500€/qm m.E. noch momentan eher niedrig angesetzt.


https://www.bmwsb.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/Webs/BMWSB/DE/2022/03/baulandumfrage.html

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